06.07.: Der Fall Ethel und Julius Rosenberg – Antikommunismus, Antisemitismus und Sexismus in den USA zu Beginn des Kalten Krieges

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Ein Vortrag von Olaf Kistenmacher im Rahmen des Start ins Wochenende 2016 im AZ Conni.

Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem
elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage
für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit
Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar unschuldige Opfer des
entfesselten Antikommunismus, der die McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des
Kalten Krieges prägte. Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die
beiden Mitangeklagten wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über
„jüdische Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der beiden in
den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den herrschenden
Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft bis heute
grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das Gerichtsverfahren,
betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film und zeichnet die
Verschränkung von antikommunistischen, antisemitischen und sexistischen
Vorstellungen nach.

http://www.edition-assemblage.de/der-fall-ethel-und-julius-rosenberg/

05.05.: NSU watch Sachsen

Nach der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds im
November 2011 war die Empörung groß: die Bundeskanzlerin Merkel
versprach „vollständige Aufklärung“, selbst das bürgerliche Feuilleton
forderte die Abschaffung von Geheimdiensten, stellenweise wurde sogar
gesellschaftlicher Rassismus in den Blick genommen. Vier Jahre spter
bleibt davon nicht viel übrig: eine rassistische Gewaltwelle „besorgter
Bürger“ bricht sich in Deutschland Bahn, die Naziszene ist als legitimer
Bündnispartner akzeptiert und trägt dabei die NSU-Morde stolz vor sich
her, die Polizei zeigt sich immer wieder unwillig rassistische Gewalt zu
bekämpfen.
Anlässe gibt es also mehr als genug, um einen genaueren Blick auf die
angekündigten Konsequenzen nach dem Auffliegen des NSU zu werfen und ein
besonderes Augenmerk auf die Rolle der Untersuchungsausschüsse im Bund
und in Sachsen zu werfen.

26.04.: „Blut und Ehre“. Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland

Vortrag von Andrea Röpke // 20 Uhr // AZ Conni

DER VORTRAG MUSS LEIDER AUSFALLEN!

Hunderte rechter Angriffe und Brandstiftungen gegen Flüchtlingseinrichtungen sowie die rassistisch motivierten Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) mit vermutlich zehn Morden und mehreren Bombenanschlägen offenbaren eine neue Dimension rechtsextremen Terrors. Der ist jedoch kaum im Fokus von Öffentlichkeit und Sicherheitsbehörden. In der Vergangenheit wurde Rechtsterroristen als verwirrte Einzeltäter entpolitisiert und verharmlost. Doch seit 1949 haben fanatische Neonazis immer wieder Terrorgruppen gebildet, die nach ähnlichem Muster agierten: konspirative Kleinstzellen, Raubüberfälle zur Geld- und Waffenbeschaffung, Anschläge gegen Migranten, politische Gegner und gesellschaftliche Einrichtungen. Der Blick hinter die Kulissen offenbart, dass die Gewalttäter von gestern und heute keineswegs isoliert tätig sind und dass die von ihnen ausgehende Gefahr von den Behörden jahrzehntelang unterschätzt wurde.

Andrea Röpke ist Politologin, freie Journalistin (Spezialgebiet Rechtsextremismus), Sachverständige in den NSU-Untersuchungsausschüssen im Bundestag und in Sachsen. Darüberhinaus betätigt sie sich als Buchautorin (u.a. Mädelsache – Frauen in der Neonazi-Szene) und betreibt Recherchen u.a für die taz, den blick nach rechts und TV-Formate.

14.04.: Institutioneller Rassismus bei den Ermittlungen zu den Taten des NSU

Vortrag der Initiative Keupstraße ist überall. // 20 Uhr // AZ Conni

VertreterInnen der Initiative Keupstraße ist überall werden über die Arbeit ihrer Gruppe und die Erfahrungen mit staatlichen Organen berichten. Schwerpunktmäßig wird der institutionelle Rassismus gerade im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu denn Taten des NSU beleuchtet.

Die Initiative Keupstraße ist überall gründete sich um die vom Bombenanschlag 2004 betroffenen Menschen zu unterstützen, den Rassismus der TäterInnen sowie der staatlichen Organe zu skandalisieren und offensiv beim NSU-Prozess aufzutreten.

31.03.: NSU – Blick in den Abgrund

Anti-demokratische Inlandsgeheimdienste, unkontrolliertes V-Mann-Unwesen, Nazi-Terror-Szene, rassistische Ermittlungen und Staatsversagen: Zwingende Konsequenzen aus dem NSU-Komplex.

Vortrag von Friedrich Burschel // 20 Uhr // AZ Conni

Seit vielen Monaten tritt der Münchener NSU-Prozess auf der Stelle. Auch nach den medial geradezu hysterisch gehypten und dann so dreisten und banalen Aussagen der beiden Hauptangeklagten kurz vor dem Jahresende 2015, nach über 60 unverschämt auftretenden Zeug_innen aus der deutschen Nazi-Szene und ständigen Ausfällen von Prozesstagen bleibt es auch nach über 250 Prozesstagen schwierig, das Verfahren vor dem Oberlandesgericht (OLG) München einzuschätzen, mit dem Geschehen außerhalb des Gerichtssaals in Beziehung zu setzen und ein Ende mit einem Urteil abzusehen. Bizarre Ungleichzeitigkeiten des Innen und Außen des Prozesses charakterisieren die aktuelle Entwicklung: beantwortet jedoch sind die allerwenigsten Fragen vom Beginn des Prozesses, geklärt kaum eine der zahllosen, haarsträubenden Ungereimtheiten, die die Diskussion bestimmen. Gesellschaftliche und politische Konsequenzen spielen im Alltag vor Gericht und in den (unterdessen ZEHN) Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen so gut wie keine Rolle. Im Gegenteil, die Zuspitzung „Dem Inlandsgeheimdienst konnte nichts besseres passieren als der NSU“ ist so gültig wie am ersten Tag nach dem Aufliegen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU).

Wir erinnern uns: Am 4. November 2011 ging in Eisenach ein Wohnmobil in Flammen auf. Darin wurden zwei Leichen gefunden, die offensichtlich vorher gewaltsam zu Tode kamen. Stunden später explodierte in der Zwickauer Frühlingsstraße eine Wohnung und brannte aus. In den folgenden Tagen rollte eine Lawine von ungeheuerlichen Erkenntnissen durchs Land: die beiden toten Männer in dem Wohnwagen waren Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die Wohnung in Brand setzte in Zwickau Beate Zschäpe, die sich vier Tage nach Eisenach den Behörden stellte. Die drei sollen der Kern einer neonazistischen Terrorbande mit dem Namen NSU gewesen sein und nach ihrem Untertauchen während der Jahre 1998 und 2011 neun Menschen aus rassistischen Motiven und eine Polizistin ermordet und ihren Kollegen lebensgefährlich verletzt, mindestens drei Sprengstoffanschläge, einer davon mit einer verheerenden Nagelbombe in Köln mit vielen Verletzten, verübt und (mindestens) 15 Raubüberfälle begangen haben.

Hinter dem Agieren des terroristischen NSU und seines wohl Hunderte Personen umfassenden Unterstützer_innen-Netzwerks öffnete sich das Panorama des wohl größten Geheimdienstskandals der Geschichte der BRD und eines unvorstellbaren behördlichen Rassismus‘ in den Mordermittlungen. Gegen die Familien und das soziale Umfeld der Opfer und die Ermordeten selbst wurde über Jahre mit kruden Vorwürfen und rassistischen Anschuldigungen ermittelt. Für die betroffenen Familien eine bis zu einem Jahrzehnt währende Demütigung, ohne dass je auch nur ansatzweise Spuren ins Nazi-Milieu verfolgt worden wären. Wie weit staatliche Verstrickung in das Geschehen gegangen ist, ist bis heute nicht im Geringsten geklärt, im Gegenteil: ein beispielloser Vertuschungs- und Obstruktionsskandal der unter Verdacht stehenden Behörden (Polizei, Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“, Bundesnachrichtendienst (BND), Militärischer Abschirmdienst (MAD) usw.) überschattet selbst die Aufklärungsbemühungen Parlamentarischer Untersuchungsausschüsse (im Bundestag I + II, in den Landesparlamenten von Thüringen I + II, Sachsen I + II, Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern) und des NSU-Prozesses vor dem Oberlandesgericht in München (seit 6.5.2013). Da werden Informationen vorenthalten und manipuliert, Akten geschreddert oder zurückgehalten und eine Aufklärung des Komplexes der Nazi-Informant_innen (sog. V-Leute) hintertrieben. Viele ungeklärte Fragen und haarsträubende Ungereimtheiten sind nach wie vor offen. Welche nationalen Netzwerke mit dem und internationalen Verbindungen zum NSU nachweisbar sind, ebenso.

Aber auch eine kritische und linke Öffentlichkeit hat von dem mörderischen Agieren des NSU keine Notiz genommen und sich von den Medien, die die Polizeiversionen ungeprüft und auflagensteigernd skandalisiert übernahmen, den Bären der kriminellen Machenschaften im „Ausländermilieu“ aufbinden lassen: niemand hat gegen die Etikettierung der grausamen Hinrichtungen als „Döner-Morde“ je lautstark protestiert oder auch nur Zweifel angemeldet. Auch nachdem in Dortmund und Kassel, nach der Ermordung des Kioskbesitzers Mehmet Kubaşık und des jungen Internetcafé-Betreibers Halit Yozgat am 4. bzw. 6. April 2006, tausende Menschen migrantischen Hintergrunds unter dem Motto „Kein 10. Opfer“ demonstrierten, wachte die Öffentlichkeit – mit den rassistischen Erklärungen offenbar einverstanden – nicht auf.

Immernoch verhalten und erst langsam artikuliert sich ein Aufschrei, der all das nicht mehr zu akzeptieren bereit ist und beginnt, eine öffentliche Diskussion der Skandale, des behördlichen und gesellschaftlichen Rassismus und der enormen Gefahren für das Gemeinwesen, die von den unkontrollierbaren (Inlands-)Geheimdiensten ausgehen, zu erzwingen. Zu dieser Diskussion soll der Vortrag von Friedrich Burschel beitragen.

Friedrich Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Er ist akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders Radio Lotte Weimar im NSU-Prozess und Mitarbeiter des Internetprojektes NSU-Watch (nsu-watch.info). Seine Audio- und Printbeiträge zum Prozess und zum NSU sind auf dem Antifra-Blog http://antifra.blog.rosalux.de oder auf der RLS-Homepage http://www.rosalux.de/index.php?id=24495 zu finden.

10.3. Vortrag und Diskussion „Die europäische Selektionsmaschine“

Eine Veranstaltung mit dem Internationalistischen Zentrum in Dresden

Hier der Ankündigungstext:

Im Dezember war eine Delegation des „Internationalistischen Zentrums“ in
Griechenland. In einer dreiteiligen Reihe wollen wir darüber berichten.

In den letzten Monaten wurde in Griechenland ein Apparat errichtet, der
es heute möglich macht, Menschen massenweise zu selektieren. Von der
Ankunft auf Lesbos bis hin zum Grenzposten in Eidomeni an der
griechisch-mazedonischen Grenze haben die Menschen auf der Flucht mit
unfassbaren Repressionen zu kämpfen. Die Miltarisierung der
EU-Außengrenzen wird immer weiter vorangetrieben. Wir wollen euch einen
Überblick über unsere Einblicke in dieses System geben und
Erfahrungsberichte von Menschen hören, die direkt mit dieser Selektion
zu kämpfen haben.

17.03. Gegengeschichten oder Versöhnung?

Erinnerungskulturen und Geschichte der spanischen Arbeiterbewegung vom Bürgerkrieg bis zur “Transición” (1936-1982).

Buchvorstellung mit dem Autor Alexandre Froidevaux.

Soziale Revolution versus Konterrevolution, antifaschistischer Kampf, Unabhängigkeitskrieg – vielfältig waren die Geschichtsbilder, die sich die verschiedenen Strömungen der spanischen Arbeiterbewegung vom Bürgerkrieg (1936-1939) machten. Die Erinnerungen an die Ereignisse jener Jahre (libertäre Revolution, Kriegshandlungen, franquistische Repression) prägten das Selbstverständnis der anarchistischen, sozialistischen und kommunistischen AktivistInnen und ihrer Organisationen in den Jahrzehnten danach. Die innerlinken Kämpfe der Bürgerkriegszeit belasteten jedoch den Widerstand gegen die Franco-Diktatur (1939-1975). Alexandre Froidevaux legt nach jahrelanger Erforschung spanischer Quellen und Archive erstmals eine übergreifende Erinnerungsgeschichte der spanischen Arbeiterbewegung vor: ausgehend vom Bürgerkrieg über die Zeit des Franquismus bis hin zur “Transición” (1975-1982), der Zeit des Übergangs zur Demokratie. Er analysiert geschichtspolitische Debatten, die linken Opfererinnerungen, wie die Linken durch Rückbezug auf die Vergangenheit politische Identitäten ausbildeten und wie sich diese wandelten. Seine These ist, dass die Arbeiterbewegung häufig “in Geschichte sprach”. Nach einem Generationenwechsel, während der zweiten Phase der Franco-Diktatur, hörte sie zwar gewissermaßen damit auf, aber letztlich konnte sie doch nicht von der Geschichte lassen. Das Buch ist auch eine politische Geschichte der spanischen Linken von 1936 bis 1982. Der Autor stellt die wichtigsten Diskussionen und Entwicklungen des Antifranquismus dar. Er beschreibt das Zustandekommen der politischen Kompromisse der “Transición”, ohne die das heutige Spanien nicht zu verstehen ist.

Eine Veranstaltung des Buchladen Koenig Kurt.

17.12. Artikelbesprechung „Nie wieder Deutschland“ IV

Dies ist der letzte Teil zu dem Themenkomplex „Nie wieder Deutschland“. Textgrundlage:

GENSLER, Paulette: Krampfhaft links, in: Jungle World Nr. 28, 9. Juli 2015.

KRUG, Uli: Selbstkritik des Linksradikalismus, in: Jungle World Nr. 29, 16. Juli 2015.

JACOB, Günther: Du bist Deutschland!, in: Jungle World Nr. 30, 23. Juli 2015.

Es wird auch in diesem Jahr – nachdem wir letztes Jahr die Literaturhinweise zu den Veranstaltungsreihen eingeführt hatten – eine Neuerung geben: eine offene Besprechung und Diskussion von Texten. Dieses neue „Format“, in welchem wir mit euch Fragen und Thesen zu einem Themenkomplex anhand vorher zu lesender Texte diskutieren wollen, bieten wir an veranstaltungsfreien Donnerstagen an – damit in ganz neoliberaler Manier kein Termin verschwendet wird. Für Informationen zu den Themen, Fragen und Texten checkt einfach unsere Terminspalte. Den Auftakt bildet aufgrund des 25jährigen Jubiläums, der einschneidenden Bedeutung für die radikale Linke und der vermehrt zu vernehmenden Analogisierungen zu den 1990er Jahren die Betrachtungen und Fragen nach der Aktualität des „Nie wieder Deutschland“, der Sinnhaftigkeit antideutscher Kritik. Als Diskussionsgrundlage dienen jeweils zwei Beiträge der Diskoreihe in der Jungle World zu diesem Thema. Auftakt ist der 15.10.2015 mit den Texten Immer wieder Tröglitz von Detlef zum Winkel und Wie alles anfing von Gaston Kirsche.

Für weiterführende Informationen und historische Einordnungen: Vgl. GERBER, Jan-Georg: Das letzte Gefecht, in Bahamas Nr. 71, sowie GERBER, Jan-Georg: Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des “realen Sozialismus”, Freiburg 2010.

03.12. Artikelbesprechung „Nie wieder Deutschland“ III

Textgrundlage: ADAMCZAK, Bini / APFELBÖCK, Jakob: Zahlt doch, ihr Germans!, in: Jungle World Nr. 25, 18. Juni 2015.

GEBHARDT, Richard: Eine garuenhafte Zeit, in: Jungle World Nr. 27, 2. Juli 2015.

Es wird auch in diesem Jahr – nachdem wir letztes Jahr die Literaturhinweise zu den Veranstaltungsreihen eingeführt hatten – eine Neuerung geben: eine offene Besprechung und Diskussion von Texten. Dieses neue „Format“, in welchem wir mit euch Fragen und Thesen zu einem Themenkomplex anhand vorher zu lesender Texte diskutieren wollen, bieten wir an veranstaltungsfreien Donnerstagen an – damit in ganz neoliberaler Manier kein Termin verschwendet wird. Für Informationen zu den Themen, Fragen und Texten checkt einfach unsere Terminspalte. Den Auftakt bildet aufgrund des 25jährigen Jubiläums, der einschneidenden Bedeutung für die radikale Linke und der vermehrt zu vernehmenden Analogisierungen zu den 1990er Jahren die Betrachtungen und Fragen nach der Aktualität des „Nie wieder Deutschland“, der Sinnhaftigkeit antideutscher Kritik. Als Diskussionsgrundlage dienen jeweils zwei Beiträge der Diskoreihe in der Jungle World zu diesem Thema. Auftakt ist der 15.10.2015 mit den Texten Immer wieder Tröglitz von Detlef zum Winkel und Wie alles anfing von Gaston Kirsche.

Für weiterführende Informationen und historische Einordnungen: Vgl. GERBER, Jan-Georg: Das letzte Gefecht, in Bahamas Nr. 71, sowie GERBER, Jan-Georg: Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des “realen Sozialismus”, Freiburg 2010.

19.11. Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft vor 1944

Vortrag und Diskussion mit Olaf Kistenmacher

Wir haben zum zweiten Mal Olaf Kistenmacher zum Offenen Antifa Treffen eingeladen. Diesmal um mit uns über Ursachen des Antisemitismus zu reden. Denn bereits vor den viel zitierten Werken von Horkheimer, Adorno und anderen, gab es Ansätze die es zu diskutieren lohnt.

Es ist üblich, die Antisemitismustheorie 1944 mit der Dialektik der Aufklärung von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno sowie Jean-Paul Sartres Überlegungen zur jüdischen Frage beginnen zu lassen, zwei Texten, die die Ursachen für Judenfeindschaft ausschließlich bei den Antisemiten sehen.

Schon 1894 schrieb jedoch Hermann Bahr: „Wenn es keine Juden gäbe, müßten die Antisemiten sie erfinden.“ Die Auseinandersetzung mit den Ursachen der Judenfeindschaft geht auf die rechtliche Gleichstellung im ausgehenden 18. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich daraus eine wissenschaftliche Beschäftigung, die parallel mit der Entstehung einer Wissenschaft vom Judentum entstand.

Die deutlichste Kritik formulierten meist die Betroffenen; und so gehört zu den Leitfragen des Sammelbands Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft, inwieweit innerhalb der Kontroversen über den Judenhass und seine Ursachen auch über Formen und Bedeutung jüdischer Zugehörigkeit diskutiert wurde.

Olaf Kistenmacher (Hamburg) und Hans-Joachim Hahn (Freiburg) gaben gemeinsam kürzlich den Sammelband Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft – Zur Geschichte der Antisemitismusforschung vor 1944 heraus.

Alte Synagoge Dresden

Alte Synagoge Dresden

 

Die Veranstaltung wird durch die Amadeu Antonio Stiftung gefördert.