05.11. Ideologie und Ideologiekritik

Vortrag von Lars Quadfasel

Nach der Sommerpause geht es nun weiter mit dem 2. Teil der Kritikreihe des Referats für politische Bildung.

Als Marx und Engels ihr Traktat über die »Deutsche Ideologie« schrieben, hätten sie sich wohl kaum träumen lassen, welcher Beliebtheit sich dieser Begriff einmal erfreuen sollte – und wieviel Schindluder dabei mit ihm getrieben werden würde. Ideologie, das hieß für die allermeisten Linken kaum mehr als der Sand, den die Herrschenden den Unterdrückten in die Augen streuten; und nicht wenige schwärmten zugleich, quasi als Antidot zu Lüge und Nebelwerferei, von der »gefestigten sozialistischen Ideologie«, welche die »Vorhut der Arbeiterklasse« (meist also einfach: sie selbst) auszeichne. Statt im Bewusstsein den Niederschlag des Seins, der gesellschaftlichen Verkehrsverhältnisse, zu erkennen, wurde Denken so auf eine Frage guten oder bösen Willens reduziert – exakt das also, was Marx und Engels an den Junghegelianern verspottet hatten.

Kein Wunder daher, dass ähnlich bescheidwisserisch auch in der bürgerlichen Öffentlichkeit von Ideologie dahergeredet wird. Während der Sportredakteur noch den Fußballer Xavi Hernandez als den »Ideologen« hinter Barcelonas Tiki-taka-Spielsystem feiert, wettert man im Politikteil über die »Ideologen« aus wahlweise Griechenland, USA oder Israel, die uns friedliebenden, pragmatischen und kompromissbereiten Deutscheuropäern das Leben sauer machen; und die Modedenker verkünden derweil triumphierend, dass das »Zeitalter der Ideologien« nun endlich an sein Ende gekommen sei.

Gerade der letztgenannte Befund ist dabei selbst ein Schulfall von Ideologie: weil er in seiner Unwahrheit – als wäre die Unausweislichkeit von Sachzwang und Realpolitik wirklich unausweichlich und nicht politisches Programm – zugleich eine Wahrheit enthält: dass für den Vollzug der Verhältnisse herzlich unbedeutend ist, was ihre menschlichen Anhängsel über sie denken; dass es zu ihrer Aufrechterhaltung der Pläne und Wünsche der einzelnen nicht mehr bedarf. »Die Ideologie«, heißt es daher bei Adorno, »ist keine Hülle mehr, sondern das drohende Antlitz der Welt.«

Der Zwang, aus dem Widersinn der Verhältnisse Sinn zu schlagen, ist damit freilich nicht einfach verschwunden. Der Vortrag wird daher der Frage nachgehen, was Ideologie in der postideologischen Gesellschaft heißt. Als kritisches Modell soll dabei ein Gegenstand dienen, der Ideologie buchstäblich unter die Haut gehen lässt: das Denken über Geschlechterverhältnisse. Nichts, schließlich, erfreut sich in Zeiten der Krise, in denen Politik und Ökonomie längst hoffnungslos erscheinen, größerer Popularität als Körperliches – sei es, in Gestalt der poststrukturalistischen Gender-Theorie, im Geistesbetrieb oder sei es, in Gestalt von Ratgeberliteratur übers Einparken und Sockenfinden, als Alltagsreligion.

29.10. Artikelbesprechung „Nie wieder Deutschland!“ II

Textgrundlage: SCHMID, Bernhard: Deutschland ist kein Sonderfall, in: Jungle World Nr. 23, 4. Juni 2015.

Gruppe Antideutsche Aktion Berlin (ADAB): Den Pudding an die Wand nageln!, in: Jungle World Nr. 24, 11. Juni 2015.

Es wird auch in diesem Jahr – nachdem wir letztes Jahr die Literaturhinweise zu den Veranstaltungsreihen eingeführt hatten – eine Neuerung geben: eine offene Besprechung und Diskussion von Texten. Dieses neue „Format“, in welchem wir mit euch Fragen und Thesen zu einem Themenkomplex anhand vorher zu lesender Texte diskutieren wollen, bieten wir an veranstaltungsfreien Donnerstagen an – damit in ganz neoliberaler Manier kein Termin verschwendet wird. Für Informationen zu den Themen, Fragen und Texten checkt einfach unsere Terminspalte. Den Auftakt bildet aufgrund des 25jährigen Jubiläums, der einschneidenden Bedeutung für die radikale Linke und der vermehrt zu vernehmenden Analogisierungen zu den 1990er Jahren die Betrachtungen und Fragen nach der Aktualität des „Nie wieder Deutschland“, der Sinnhaftigkeit antideutscher Kritik. Als Diskussionsgrundlage dienen jeweils zwei Beiträge der Diskoreihe in der Jungle World zu diesem Thema. Auftakt ist der 15.10.2015 mit den Texten Immer wieder Tröglitz von Detlef zum Winkel und Wie alles anfing von Gaston Kirsche.

Für weiterführende Informationen und historische Einordnungen: Vgl. GERBER, Jan-Georg: Das letzte Gefecht, in Bahamas Nr. 71, sowie GERBER, Jan-Georg: Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des “realen Sozialismus”, Freiburg 2010.

22.10. Solidarität mit Romanistan!? Deutschland, Europa und die Roma (und die Linken)

Vortrag der Gruppe Gegen Antiromaismus Dresden

Rassismus gegen Rom_nja ist in Deutschland kein offenes Politikum. Im Wesentlichen wird er ignoriert. Auch in der deutschen Linken diskutiert kaum jemand über den Porajmos oder heutigen Antiromaismus oder unterstützt die Selbstorganisierung von Rom_nja. Das muss sich ändern, sieht man, was Rom_nja in ganz Europa und in Deutschland im Speziellen angetan wurde – und wird.

Zur Verdeutlichung der unfassbaren Zustände werden wir einen aktuellen Film des Aktivisten Kenan Emini (Kampagne ‚alle bleiben!‘ und Roma Center Göttingen) sehen.

Danach möchten wir mit euch ins Gespräch kommen – eure Interessen setzen die Schwerpunkte. Wir können über die Verfolgung und Ermordung von Rom_nja im NS, die fast unglaublichen Kontinuitäten nach ’45 und die Rolle Deutschlands in den Jugoslawienkriegen sprechen. Die Linie setzt sich fort bis zur heutigen Rede von „Wirtschaftsflüchtlingen“ und deren angeblich „sicheren Herkunftsstaaten“. Es sind Rom_nja gemeint, auch wenn sie nicht so genannt werden. Politiker reden sogar ungestraft von der ‚Konzentration‘ von Geflüchteten aus den Balkanstaaten in gesonderten Lagern.

Die heutige deutsche (Anti-Roma-) Asylgesetzgebung erkennt Antiromaismus nicht als Fluchtgrund an und beschleunigt stattdessen den Abschiebungsprozess. Rom_nja haben bis heute keinen sicheren Ort zum Leben in Europa.

Trotz der ihnen immer wieder entgegengebrachten Diskriminierung und Vertreibung organisieren und wehren sich Rom_nja. Und wie verhalten sich Linke (nicht) – und warum? Darüber und über mögliche und nötige Solidarität wollen wir abschließend mit euch diskutieren.

15.10. Artikelbesprechung „Nie wieder Deutschland!“ I

Textgrundlage: ZUM WINKEL, Deltlef: Immer wieder Tröglitz, in: Jungle World Nr. 21, 21. Mai 2015.
KIRSCHE, Gaston: Wie alles anfing, in: Jungle World Nr. 22, 28. Mai 2015.

Es wird auch in diesem Jahr – nachdem wir letztes Jahr die Literaturhinweise zu den Veranstaltungsreihen eingeführt hatten – eine Neuerung geben: eine offene Besprechung und Diskussion von Texten. Dieses neue „Format“, in welchem wir mit euch Fragen und Thesen zu einem Themenkomplex anhand vorher zu lesender Texte diskutieren wollen, bieten wir an veranstaltungsfreien Donnerstagen an – damit in ganz neoliberaler Manier kein Termin verschwendet wird. Für Informationen zu den Themen, Fragen und Texten checkt einfach unsere Terminspalte. Den Auftakt bildet aufgrund des 25jährigen Jubiläums, der einschneidenden Bedeutung für die radikale Linke und der vermehrt zu vernehmenden Analogisierungen zu den 1990er Jahren die Betrachtungen und Fragen nach der Aktualität des „Nie wieder Deutschland“, der Sinnhaftigkeit antideutscher Kritik. Als Diskussionsgrundlage dienen jeweils zwei Beiträge der Diskoreihe in der Jungle World zu diesem Thema. Auftakt ist der 15.10.2015 mit den Texten Immer wieder Tröglitz von Detlef zum Winkel und Wie alles anfing von Gaston Kirsche.

Für weiterführende Informationen und historische Einordnungen: Vgl. GERBER, Jan-Georg: Das letzte Gefecht, in Bahamas Nr. 71, sowie GERBER, Jan-Georg: Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des “realen Sozialismus”, Freiburg 2010.

08.10. Popcorn- und Sektkino

Zum Auftakt in die neue „Saison“ zeigen wir einen trashigen Action-Blockbuster, der gängige Naziverschwörungstheorien und gesellschaftliche Missstände auf die Schippe nimmt. Dazu gibt es Popcorn und Sekt.

04.06. Kommunismus oder Barbarei. Zur Notwendigkeit kommunistischer Kritik

Vortrag von Black Monday

Im Jahre 2007 bestätigte sich mit dem Ausbruch der aktuellen weltweiten Krise aufs Neue die Erkenntnis von Karl Marx, dass der alles beherrschende Zweck der kapitalistischen Wirtschaftsweise – die Akkumulation von toter Arbeit – im unlösbaren Widerspruch zum Mittel seiner Produktion, der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte, steht. Grund der Krise ist nicht etwa, dass zu wenig, sondern dass zu viel produziert wurde in Bezug auf die Verwertungsmöglichkeiten des Kapitals. Der real existierende und im Überfluss vorhandene konkrete Reichtum – Nahrungsmittel, Wohnraum, uvm. – steht einer Verarmung und Verelendung wachsender Teile der Weltbevölkerung gegenüber. Einhergehend damit spitzen sich rassistische und patriarchale Krisenideologien zu, von Pegida bis zum Islamismus.

Anstatt aber dieser wahnwitzigen Gesellschaftsform, welche zunehmend die Lebensgrundlagen der Menschheit untergräbt, den Kampf anzusagen, zieht sich der linke Diskurs zur Krise großteils zurück auf demokratische Phrasen und auf den Mythos der Möglichkeit einer Teilhabe im Bestehenden. Der Kommunismus, also die Ersetzung der Herrschaft des Werts und des Patriarchats durch die kollektive Selbstverwaltung der Menschheit, ist verbannt in die bloße Parole, wenn nicht sogar in den nostalgischen Blick zurück auf die kapitalistischen Modernisierungsdiktaturen des sogenannten Realsozialismus.

All dem entgegen möchten wir mit unserem Vortrag auf der Notwendigkeit der radikalen Kritik des Bestehenden beharren. In einem kurzen Durchgang durch die Marxsche Ökonomiekritik soll ein Erklärungsansatz für die aktuelle Situation gegeben, sowie auf die grundlegenden Bedingungen für eine Gesellschaft jenseits von Herrschaft und Profit eingegangen werden. Dass die Zeit dafür eilt, liegt auf der Hand: während die kapitalistisch sozialisierten Individuen, denen ihre Gesellschaft unter den Füßen wegbricht, quasi automatisch zu Pegida oder dem IS laufen, braucht Kommunismus eine bewusste Reflexion und Diskussionsprozesse, die nicht von selbst entstehen.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Kritik aktuell erfolgreicher Erklärungsmodelle im Zuge der Postwachstums-Bewegung. Diese erkennt zwar den Irrsinn einer Notwendigkeit von beständiger Ausweitung der Produktion auf Kosten der Menschheit, als Antwort auf diesen hat sie jedoch nur die schlechte Utopie einer kleinteiligen, ökologisch nachhaltigen Marktwirtschaft parat.

Die Gruppe »Black Monday« ist eine kommunistische Vereinigung aus Dresden.

21.05. Sozialismus des 21. Jahrhunderts – die Wiederentdeckung des Marxismus oder linkspopulistischer backlash?

Vortrag von Thorsten Mense

Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts wird vor allem mit Lateinamerika, und besonders mit dem chavistischen Venezuela in Verbindung gebracht. In verschiedenen lateinamerikanischen Staaten sind im letzten Jahrzehnt Linksregierungen entstanden, die sich mal mehr, mal weniger auf dieses Konzept berufen und selbst Kuba, die letzte Insel des real existierenden Sozialismus, sieht sich als Teil dieser neuen „revolutionären Bewegung“.

Aber wie viel Marx steckt im Sozialismus des 21. Jahrhunderts? Handelt es sich um die bloße Überführung des autoritären Staatssozialismus sowjetischen Typs ins neue Jahrtausend? Nationalistischer Linkspopulismus, angereichert mit Antiamerikanismus und Antisemitismus? Oder ist es das neue revolutionäre Konzept? Das historische Projekt, das nach dem „Ende der Geschichte“ und mit zunehmender Krisenhaftigkeit des Kapitalismus das Potential besitzt, den Menschen Freiheit und Gerechtigkeit zu bringen und die befreite Gesellschaft einzurichten?

Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts ist von allem etwas. Dahinter steht keine feste Theorie, sondern in ihm vermengen sich verschiedene Ansätze aus der linken Ideengeschichte: Staatssozialismus, Basisdemokratie, Linksnationalismus, Antiimperialismus usw. Er entfaltet sich regional auf sehr unterschiedliche Weise und dient sowohl basisdemokratischen Bewegungen als auch autoritären Regimen als politische Identität. Aber trotz aller Unterschiede gibt es gewisse inhaltliche Grundpfeiler und Überzeugungen, auf dem das Konzept aufbaut. In dem Vortrag wird dieser ideologische Kitt des Sozialismus des 21. Jahrhunderts kritisch beleuchtet und aufgezeigt, welches Bild von Politik, Gesellschaft und Ökonomie hinter der Idee steht. Anhand konkreter Beispiele wird auch ein Blick auf die realen gesellschaftlichen Prozesse vor Ort geworfen und gezeigt, wer und was sich so alles unter dem Label „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ zusammen findet.

Thorsten Mense ist Soziologe und arbeitet als freier Autor und Journalist u.a. für Jungle World und Konkret. Er berichtet regelmäßig über gesellschaftliche Entwicklungen in Lateinamerika.

14.05. Geschlechterverhältnisse in der Revolution

Vortrag von Bini Adamczak

Vor 98 Jahren, am 6. Internationalen Frauentag brach die Russische Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren. Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in der Pfanne. Ein sowjetisches Gericht erklärte die Ehe zwischen einer Cisfrau und einem Transmann für rechtens mit dem simplen Hinweis, sie sei einvernehmlich geschlossen worden. Die Revolution in Russland brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige Schritte zur Auflösung der Familie. Es war – auch – eine queer-feministische Revolution. Und sie war nicht nur ihrer Zeit voraus.

Bini Adamczak lebt in Berlin und hat beispielsweise die Bücher „Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird“ und „Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft“ geschrieben.

07.05. Utopie und Propaganda in der DDR

Vortrag von Ulrike Breitsprecher

Die Utopie einer Gesellschaft freier und gleicher Menschen existiert wohl bereits so lange, wie es Unterdrückung und Ausbeutung gibt. Utopien drücken dabei immer den Wunsch aus, aktiv eine Welt zu schaffen wie die Bestehende eben gerade nicht ist. Mit der Gründung der DDR sollte der Idee vom Kommunismus endlich auch auf deutschem Boden ein Stück näher gekommen werden. Was jedoch in der Anfangsphase der DDR noch als Ansporn und Verheißung gedacht war, verkam sehr schnell zum Mobilisierungsmittel mehr zu arbeiten und weniger zu kritisieren. Spätestens als der Sozialismus vermeintlich real existierte, wurde es um das eigentliche Ziel, den Kommunismus, ruhig und die DDR ein ganz normaler Staat mit Plattenbausiedlungen anstelle der in Aussicht gestellten vollautomatischen Fabriken. Die gesellschaftlichen Widersprüche wurden von der SED nicht mehr reflektiert und eine kritische Intervention um jeden Preis unterdrückt, so dass die Utopie verloren ging. Neben den historischen Ereignissen in der DDR und den Gründen, warum der Verweis auf eine bessere Zukunft zu Propaganda verkam, soll in der Veranstaltung auch diskutiert werden, warum es für eine emanzipatorische Linke wichtig ist, sich mit der Funktion und dem Verlust von Utopien auseinanderzusetzen.

Ulrike Breitsprecher lebt in Leipzig, forscht zur Sozial- und Kulturgeschichte der DDR und war Redaktionsmitglied des 2012 erschienenen Sammelbands „Nie wieder Kommunismus?Zur linken Kritik an Stalinismus und Realsozialismus“ der Gruppe INEX.

16.04. Nationalismus und Antisemitismus in der KPD zur Zeit der Weimarer Republik

Vortrag von Olaf Kistenmacher

1923 ging die Kommunistische Partei Deutschland offen auf ihre politischen Todfeinde zu, um für eine Revolution in Deutschland ein breites Bündnis zu schaffen. Karl Radek, Vertreter der Kommunistischen Internationale, hielt eine Lobrede auf den Faschisten Albert Leo Schlageter. Ruth Fischer, die ein Jahr später Vorsitzende der KPD werden sollte, agitierte vor völkischen Studierenden und versuchte ihr Publikum mit diesem Argument zu gewinnen: »Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß.« Im Lauf der 1920er Jahre entwickelte die KPD noch einen ganz eigenen Vorwurf und behauptete, dass die Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei vom »jüdischen Kapital« abhängig sei. Der Vortrag wird beleuchten, wie diese Form eines Antisemitismus von links mit einem »proletarischen Nationalismus« zusammenhing und auf einem personifzierten Antikapitalismus basierte.

Olaf Kistenmacher, Hamburg, promovierte über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, zur Zeit der Weimarer Republik. Zusammen mit Hans-Joachim Hahn gab er Anfang 2015 den Sammelband Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft. Zur Geschichte der Antisemitismusforschung vor 1944 heraus. Veröffentlichung zum Thema: Klassenkämpfer wider Willen. Die KPD und der Antisemitismus zur Zeit der Weimarer Republik, in: Jungle World 28, 14. Juli 2011.