Audiomitschnitt – Linksdjihadistische Querfront

Hier ist der zweite Audiomitschnitt aus unserer Antiamerikanismus-Veranstaltungsreihe.
Ivo Bozic (Herausgeber Jungle World) beleuchtete am 16.10.2014 die Verbindungslinien zwischen Linken und Djihadisten. Bei der Unterstützung des irakischen Widerstands, der Gaza-Soli-Flotte, den jüngsten Gaza-Soli-Demos bis hin zur DDR und RAF eint die Protagonist*innen eins: ein antiamerikanisches, antiwestliches und antizionistisches Weltbild.

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Audiomitschnitt – Hass, Neid, Wahn

Hier ist der erste Audiomitschnitt aus unserer Antiamerikanismus-Veranstaltungsreihe.

Der Publizist, Buchautor und radioeins-Redakteur Tobias Jaecker, der zum Thema Antiamerikanismus geforscht hat und am 09.10.2014 dazu einen Vortrag beim OAT gehalten hat, gab eine Einführung, was den Antiamerikanismus als Welterklärungsmuster ausmacht und wie er sich im Laufe des 21. Jahrhunderts zur Ideologie verdichten konnte.

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Antiamerikanismus im 21. Jahrhundert: Sechs Thesen

Der Antiamerikanismus beziehungsweise antiamerikanische Einstellungen sind in Deutschland, wie in den letzten Monaten leider häufig festgestellt werden musste, weit verbreitet. Aber was macht den Antiamerikanismus, der als Welterklärungsmuster dient und sich zu einer Ideologie verdichten kann, im 21. Jahrhundert aus? Der Publizist, Buchautor und radioeins-Redakteur Tobias Jaecker, der zu diesem Thema geforscht hat und am 09.10.2014 dazu einen Vortrag beim OAT halten wird, hat sechs schlüssige Thesen aufgestellt.

1. Der Antiamerikanismus stellt im medialen Mainstream Deutschlands ein Welterklärungsmuster dar, das im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Themen am stärksten ausgeprägt ist.

2. Die narrative Form des antiamerikanischen Welterklärungsmusters wird durch vier grundlegende Strukturprinzipien bestimmt – Dualismus, Projektion, Selbstaufwertung und Verschwörungsdenken.

3. Der Antiamerikanismus hat die ideologische Funktion, die unübersichtliche Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert scheinbar schlüssig zu erklären und einen vermeintlich Schuldigen für gesellschaftlich Missstände und Krisen zu benennen.

4. Der Antiamerikanismus radikalisiert sich zusätzlich, indem er Elemente des Antisemitismus aufnimmt.

5. Der Antiamerikanismus dient auch als Treibmittel zu einem ungehemmten, scheinbar fortschrittlichen Nationalismus.

6. Zwar hat sich der Antiamerikanismus historisch verändert, jedoch ist nicht absehbar, dass er bald verschwindet.

Weiterführende und erläuternde Anmerkungen zu den Thesen sind in der Monografie Tobias Jaeckers zu finden: JAECKER, Tobias: Hass, Neid, Wahn. Antiamerikanismus in den deutschen Medien, Frankfurt / New York 2014, S. 371-376.

Veranstaltungsreihe Antiamerikanismus

Es ist nach der Abwahl der Bush-Regierung ruhig geworden, um das Themenfeld des Antiamerikanismus in der deutschen Öffentlichkeit. Zumindest bis sie mit den Enthüllungen über die Geheimdienstarbeit der National Security Agency (NSA) und den vermehrten Drohnen-Einsätzen unter der Obama-Regierung neue Fahrt aufgenommen hat. Zu dieser Zeit ließ sich selbst der damalige Innenminister H.P. Friedrich zu der Aussage hinreißen: “Antiamerikanismus geht mir gewaltig auf den Senkel”, um US-Geheimdienste gegen jede Kritik in Schutz zu nehmen.

Im Gegensatz zu Friedrich wollen wir allerdings kritsches Denken nicht unterbinden, sondern befördern und den Begriff des Antiamerikanismus genauer unter die Lupe nehmen. Dann stellt sich als erstes die Frage: Was ist Antiamerikanismus? Wie entstehen antiamerikanische Stereotype und welche Wirkmächtigkeit haben sie? Und welchen Nutzen hat der Begriff für eine emanzipatorische Kritik?

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Literaturhinweise zur Veranstaltungsreihe Antiamerikanismus

In Zukunft werden wir zusätzlich zu den Audiomitschnitten im Vorfeld der Veranstlatungen Literaturhinweise, einführender und weiterführender Natur, Thesen und/oder Analysen veröffentlichen. Untenstehendes soll Interessierten die Möglichkeit bieten, sich tiefgreifender mit dem Gegenstand Antiamerikanismus und den in den Veranstaltungen besprochenen Themen zu beschäftigen.

ARENDT, Hannah: Europa und Amerika, in: ARENDT, Hannah: In der Gegenwart: Übungen im politischen Denken II, München 2000, S. 238-257.
BEYER, Heiko: Soziologie des Antiamerikanismus. Zur Theorie und Wirkmächtigkeit spätmodernen Unbehagens, Frankfurt / New York 2014.
BOZIC, Ivo: Verquere Welt, in: Jungle World Nr. 21 (2014), S. 3.
BRUHN, Joachim / Gerber, Jan (Hg.): Rote Armee Fiktion, Freiburg 2007.
CLAUSSEN, Detlev: Is There an an New Anti-Americanism? Reflections on Germany in Times of Global Simultaneity, in: JUDT, Tony / LACORNE, Denis (Hg.): Whit Us or Against Us. Studies in Global Anti-Americanism, New York 2005, S. 75-92.
DINER, Dan: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments, München 2002.
DIPPEL, Horst: Geschichte der USA, München 2010 (9. Aufl.).
FRIED, Barbara: Antiamerikanismus als kulturalisierende Praxis. Von „Europäischer Identität“ und „Amerikanischen Verhältnissen, Münster 2014.
FRIED, Barbara: Antiamerikanismus als Kulturalisierung von Differenz – Versuch einer empirischen Ideologiekritik, in: associazione delle talpe / Rosa Luxemburg Initiative Bremen (Hg.): Maulwurfsarbeiten II. Kritik in Zeiten zerstörter Illusionen, Berlin 2012, S. 70-88.
HAHN, Michael (Hg.): Nichts gegen Amerika. Linker Antiamerikanismus und seine lange Geschichte, Hamburg 2003.
HAURY, Thomas: „… ziehen die Fäden im Hintergrund“. No-Globals, Antisemitismus und Antiamerikanismus, in: LOEWY, Hanno (Hg.): Gerüchte über die Juden, Essen 2005, S. 69-99.
JAECKER, Tobias: Hass, Neid, Wahn. Antiamerikanismus in den deutschen Medien, Frankfurt / New York 2014.
JAECKER, Tobias: Hauptsache gegen Amerika, in: Jungle World Nr. 21 (2014), S. 4.
KRAUSHAAR, Wolfgang: Antizionismus als Trojanisches Pferd. Zur antisemitischen Dimension in den Kooperationen von Tupamaros West-Berlin, RAF und RZ mit den Palästinensern, in: KRAUSHAAR, Wolfgang (Hg.): Die RAF und der linke Terrorismus Bd. 1, Hamburg 2006, S. 676-695.
MARKOVITS, Andrei S.: Amerika, dich haßt sich´s besser. Antiamerikanismus und Antisemitismus in Europa, Hamburg 2004.
SALZBORN, Samuel: Unheimliche Allianzen. Zu den Hintergründen der gemeinsamen Demonstrationen von Islamisten, Rechtsextremisten und Antiimperialisten, in: Deutsche Polizei, H. 10/2014.
SCHMIDT, Holger J.: Antizionismus, Israelkritik und der „Judenknax”. Antisemitismus in der deutschen Linken nach 1945 (Forum Junge Politikwissenschaft Bd. 23), Bonn 2010.
SKELTON-ROBINSON, Thomas: Im Netz verheddert. Die Beziehungen des bundesdeutschen Linksterrorismus zur Volksfront für die Befreiung Palästinas (1969- 1980), in: KRAUSHAAR, Wolfgang (Hg.): Die RAF und der linke Terrorismus Bd. 2, Hamburg 2006, S. 828-904.

23.10.: Popcorn-Kino

In deutschen Filmen und Serien wird immer wieder gern auf antiamerikanische Stereotype zurückgegriffen. Wir wollen mit euch am Beispiel einer beliebten deutschen Krimi-Serie nach verdeckten und offensichtlichen Stereotypen suchen. Dazu wird es als Handout eine Filmanalyse, die den Krimi unter dem Gesichtspunkt des Antiamerikanismus beleuchtet, geben.

Start: 20 Uhr
AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Straße 39, 01097 Dresden

16.10.: Linksdjihadistische Querfront

Ivo Bozic (Herausgeber Jungle World) beleuchtet die Verbindungslinien zwischen Linken und Djihadisten. Bei der Unterstützung des irakischen Widerstands, der Gaza-Soli-Flotte, den jüngsten Gaza-Soli-Demos bis hin zur DDR und RAF eint die Protagonist*innen eins: ein antiamerikanisches, antiwestliches und antizionistisches Weltbild.

Start: 20 Uhr
AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Straße 39, 01097 Dresden

09.10.: Hass – Neid – Wahn

Ob in der Debatte um den NSA-Skandal oder die Ukraine-Krise: Antiamerikanismus ist so populär wie lange nicht mehr in Deutschland. In allen Bevölkerungsschichten und politischen Lagern – selbst bei Menschen, die sich als fortschrittlich verstehen. Aber was ist das überhaupt: Antiamerikanismus? Wie unterscheidet er sich von Kritik an der US-Politik? Und warum wird er so offensiv, teils aggressiv geäußert? Tobias Jaecker (Publizist und Buchautor) erläutert Ursachen, Funktionsweise und Auswirkungen des Antiamerikanismus. Er präsentiert dazu Beispiele aus den Medien von 9/11 über die Finanzkrise bis heute. Sie zeigen, wie sich der Antiamerikanismus zu einer gefährlichen Ideologie verdichten kann.

Start: 20 Uhr
AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Straße 39, 01097 Dresden