In dem erste Mitschnitt aus der Reihe: „Der Nationalsozialistische Untergrund – der Mythos vom Trio!“ könnt ihr Friedrich Burschel dabei zuhören, wie er unter anderem über die Themen Anti-demokratische Inlandsgeheimdienste, unkontrolliertes V-Mann-Unwesen, Nazi-Terror-Szene, rassistische Ermittlungen und Staatsversagen referiert.
Friedrich Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Er ist akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders Radio Lotte Weimar im NSU-Prozess und Mitarbeiter des Internetprojektes NSU-Watch (nsu-watch.info). Seine Audio- und Printbeiträge zum Prozess und zum NSU sind auf dem Antifra-Blog http://antifra.blog.rosalux.de oder auf der RLS-Homepage http://www.rosalux.de/index.php?id=24495 zu finden.
Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts wird vor allem mit Lateinamerika, und besonders mit dem chavistischen Venezuela in Verbindung gebracht. In verschiedenen lateinamerikanischen Staaten sind im letzten Jahrzehnt Linksregierungen entstanden, die sich mal mehr, mal weniger auf dieses Konzept berufen und selbst Kuba, die letzte Insel des real existierenden Sozialismus, sieht sich als Teil dieser neuen „revolutionären Bewegung“.
Aber wie viel Marx steckt im Sozialismus des 21. Jahrhunderts? Handelt es sich um die bloße Überführung des autoritären Staatssozialismus sowjetischen Typs ins neue Jahrtausend? Nationalistischer Linkspopulismus, angereichert mit Antiamerikanismus und Antisemitismus? Oder ist es das neue revolutionäre Konzept? Das historische Projekt, das nach dem „Ende der Geschichte“ und mit zunehmender Krisenhaftigkeit des Kapitalismus das Potential besitzt, den Menschen Freiheit und Gerechtigkeit zu bringen und die befreite Gesellschaft einzurichten?
Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts ist von allem etwas. Dahinter steht keine feste Theorie, sondern in ihm vermengen sich verschiedene Ansätze aus der linken Ideengeschichte: Staatssozialismus, Basisdemokratie, Linksnationalismus, Antiimperialismus usw. Er entfaltet sich regional auf sehr unterschiedliche Weise und dient sowohl basisdemokratischen Bewegungen als auch autoritären Regimen als politische Identität. Aber trotz aller Unterschiede gibt es gewisse inhaltliche Grundpfeiler und Überzeugungen, auf dem das Konzept aufbaut. In dem Vortrag wird dieser ideologische Kitt des Sozialismus des 21. Jahrhunderts kritisch beleuchtet und aufgezeigt, welches Bild von Politik, Gesellschaft und Ökonomie hinter der Idee steht. Anhand konkreter Beispiele wird auch ein Blick auf die realen gesellschaftlichen Prozesse vor Ort geworfen und gezeigt, wer und was sich so alles unter dem Label „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ zusammen findet.
Thorsten Mense ist Soziologe und arbeitet als freier Autor und Journalist u.a. für Jungle World und Konkret. Er berichtet regelmäßig über gesellschaftliche Entwicklungen in Lateinamerika.
Vor 98 Jahren, am 6. Internationalen Frauentag brach die Russische Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren. Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in der Pfanne. Ein sowjetisches Gericht erklärte die Ehe zwischen einer Cisfrau und einem Transmann für rechtens mit dem simplen Hinweis, sie sei einvernehmlich geschlossen worden. Die Revolution in Russland brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige Schritte zur Auflösung der Familie. Es war – auch – eine queer-feministische Revolution. Und sie war nicht nur ihrer Zeit voraus.
Bini Adamczak lebt in Berlin und hat beispielsweise die Bücher Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird und Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft geschrieben.
1923 ging die Kommunistische Partei Deutschland offen auf ihre politischen Todfeinde zu, um für eine Revolution in Deutschland ein breites Bündnis zu schaffen. Karl Radek, Vertreter der Kommunistischen Internationale, hielt eine Lobrede auf den Faschisten Albert Leo Schlageter. Ruth Fischer, die ein Jahr später Vorsitzende der KPD werden sollte, agitierte vor völkischen Studierenden und versuchte ihr Publikum mit diesem Argument zu gewinnen: »Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß.« Im Lauf der 1920er Jahre entwickelte die KPD noch einen ganz eigenen Vorwurf und behauptete, dass die Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei vom »jüdischen Kapital« abhängig sei. Der Vortrag wird beleuchten, wie diese Form eines Antisemitismus von links mit einem »proletarischen Nationalismus« zusammenhing und auf einem personifzierten Antikapitalismus basierte.
Olaf Kistenmacher, Hamburg, promovierte über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, zur Zeit der Weimarer Republik. Zusammen mit Hans-Joachim Hahn gab er Anfang 2015 den Sammelband Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft. Zur Geschichte der Antisemitismusforschung vor 1944 heraus.
Christoph Jünke lebt in Bochum und arbeitet als Historiker an der Fern-Universität Hagen. Im Jahre 2007 veröffentlichte er (im Kölner ISP-Verlag) den Band „Der lange Schatten des Stalinismus. Sozialismus und Demokratie gestern und heute“ und zuletzt erschienen von ihm „Streifzüge durch das rote 20. Jahrhundert“ sowie „Leo Koflers Philosophie der Praxis. Eine Einführung“ (beide im Hamburger Laika-Verlag).
Jana Gottschalk forscht zu sozialer Ungleichheit und Diskriminierung im Kontext von Arbeit, Migration und Gesundheit mit besonderem Fokus auf Intersektionalität. Ihr empirischer Schwerpunkt liegt auf den Mechanismen und Praktiken von Diskriminierung in den postsozialistischen Ländern Mitteleuropas im Zusammenspiel mit nationalen und supranationalen Akteuren.
Zwangsterilisationen sind nicht “nur” nationalsozialistische Verbrechen, sondern global immer da aktuell, wo ethnische oder andere Minderheiten unterdrückt werden. Der Vortrag beleuchtet Fälle von Zwangssterilisationen an Romnja und berichtet von den Herausforderungen, diese Form der intersektionalen Diskriminierung an Roma-Frauen aufzudecken und zu ahnden.
Abtreibungen sind in der BRD in den meisten Fällen weiterhin rechtswidrig. Im Zuge der Proteste gegen selbsternannte Lebensschützer_innnen ist der Abtreibungsparagraph 218 wieder in den Fokus feministischer Mobilisierungen gerückt. Gerne wird dabei die Forderung nach einem “Recht auf (körperliche/sexuelle/ reproduktive) Selbstbestimmung” erhoben und ungebrochen an die “Mein Bauch gehört mir” Kampagnen der 1970er Jahre angeknüpft. Damit wird eine innerfeministische Kritik an dieser Argumentation ausgeblendet. „Selbstbestimmt“ lässt sich nämlich nicht nur für eine Abtreibung entscheiden, sondern auch für vorgeburtliche Diagnosen, die fötale Abweichungen erkennen sollen und dann gegen ein behindertes Kind, eine selbstbestimmte Entscheidung im Rahmen der herrschenden ableistischen/ behindertenfeindlichen Normen. Diese Kritik versuchen „Lebensschützer“ zu besetzen und Bündnisse mit Behindertengruppen zu schmieden.
Hoyerswerda 1991 – Möglichkeiten und Grenzen linker Erinnerungspolitik. Der Vortrag wurde am 08.11. im AZ Conni von der Initiative „Progrom 91“ gehalten.
Vor wenigen Wochen wurde in Hoyerswerda ein offizielles Denkmal in Erinnerung an den Herbst 1991 eröffnet. Vor 23 Jahren attackierte ein Mob von Neonazis und vermeintlich ganz normalen BürgerInnen über mehrere Tage die in Hoyerswerda lebenden Asylsuchenden und DDR-VertragsarbeiterInnen aus Mosambik und Vietnam. Die Initiative “Pogrom 91″ hat sich seit mehreren Jahren für ein solches Denkmal eingesetzt – kritisiert jedoch die Gestaltung des nun errichteten Mahnmals. In ihrem Vortrag erläutert die Gruppe den Wandel des Umgangs mit dem rassistischen Pogrom in Hoyerswerda und stellt Möglichkeiten und Grenzen linker Erinnerungspolitik zur Diskussion.
Begleitet von zahlreichen Videoaufnahmen und Interviews von Zeitzeugen wird außerdem beschrieben, was sich 1991 in Hoyerswerda konkret ereignet hat und welche Auswirkungen das rassistische Pogrom in der Stadt und bundesweit hatte.
Außerdem wird eine Fotoausstellung eröffnet. Gezeigt werden die Ergebnisse der diesjährigen Gedenkaktion an den Herbst 1991. “Pogrom 91″ hatte verschiedene Gruppen in ganz Deutschland aufgerufen, Erinnerungsplakate zu verkleben, ausgestellt wurden nun Fotos der Plakate sowie Bilder von Graffiti in Gedenken an das Ereignis.
Veranstalter: Initiative „Pogrom 91“ und Offenes Antifa Treffen Dresden
Gern veröffentlichen wir hier auch Vorträge, die wir selbst nicht mit organisiert haben. Besonders, weil der folgende Vortrag von Jennifer Stange, der am 12.Oktober im AZ Conni statt fand, über christliche Fundamentalist*innen und ihre politische Agenda, so gut an unsere Veranstaltungsreihe im November anknüpft.
Christliche Fundamentalist_innen haben zu vielen Themen klare Ansichten. Homosexualität halten sie für Sünde, Gendermainstreaming für einen Angriff auf eine natürliche Ordnung der Geschlechter und andere Religionen sind für sie schlicht Irrglauben. Mitnichten sollen solche Einstellungen Privatsache bleiben, christliche Fundamentalist_innen suchen gezielt nach politischer Einflussnahme – und das nicht nur in Sachsen.
Die Journalistin Jennifer Stange hat sich eingehend mit evangelikal-fundamentalistischen Strömungen in Sachsen und ihrer politischen Agenda auseinandergesetzt. Die Ergebnisse ihrer Recherche sind besorgniserregend. Neben homophoben, patriarchalen und islamfeindlichen Standpunkten ist auch der Schulterschluss mit so mancher rechtsradikaler Position erschreckend augenfällig. Wenn fundamentalistische Gesellschaftskritik dann noch auf lokal- und landespolitische Andockungspunkte statt auf klare Abgrenzung trifft – wie jüngst bei der Auseinandersetzung um den Bildungsplan 2015 in Baden-Württemberg–, greift dies die Grundfesten einer demokratischen, pluralistischen und aufgeklärten Zivilgesellschaft an.
Dem gilt es sich entschieden entgegenzustellen, weswegen am Nachmittag und Abend des 12.Oktober nicht nur die theoretischen Standpunkte christlich-fundamentalistischer Strömungen betrachtet werden, sondern auch über Gegenstrategien informiert und diskutiert wird. Jennifer Stange hat im Auftrag von Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen einen Bericht zum „sächsischen Biblebelt“ verfasst. Sie wird Einblicke in das Werte- und Weltverständnis des christlichen Fundamentalismus und dessen politischer Anschlussfähigkeit geben.
Hier ist der zweite Audiomitschnitt aus unserer Antiamerikanismus-Veranstaltungsreihe.
Ivo Bozic (Herausgeber Jungle World) beleuchtete am 16.10.2014 die Verbindungslinien zwischen Linken und Djihadisten. Bei der Unterstützung des irakischen Widerstands, der Gaza-Soli-Flotte, den jüngsten Gaza-Soli-Demos bis hin zur DDR und RAF eint die Protagonist*innen eins: ein antiamerikanisches, antiwestliches und antizionistisches Weltbild.