DIE IDEE DES KOMMUNISMUS
In Anbetracht der Verrohung der bürgerlichen Gesellschaft wie sie am deutlichsten zu Tage tritt, wenn Tausende gegen das Recht auf Asyl auf die Straße gehen, ist es für uns notwendig sowohl solche Symptome im alltäglichen politischen Wirken anzugehen, als auch sich Möglichkeiten offen zu halten und Perspektiven aufzuzeigen, die über diese, falsche Gesellschaft, hinausweisen. Diesem Ziel widmen wir diese Veranstaltungsreihe.
Es soll also um Kommunismus gehen. Mit Kommunismus meinen wir keinen idealen Zustand, der morgen errichtet werden soll, sondern wir verstehen den Kommunismus als die Bewegung, die in radikalster Opposition gegen die bestehende Gesellschaft tritt, in der „der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“, und diese aufhebt. Diese Bewegung ist also sowohl die historische Transformation der gegebenen widrigen Verhältnisse als auch die Vereinigung der Menschen, die jene bewirkt.
VERGANGENHEIT UND SCHEITERN
Es soll darum gehen, dass es eine solche Bewegung bereits gab, die mit dem Ziel eine bessere Gesellschaft zu errichten, angetreten ist und dabei maximal scheiterte. Mit Scheitern ist weniger das ökonomische Scheitern, also der Zerfall des Ostblocks Ende der 80er Jahre gemeint, als vielmehr das ideelle Scheitern des Kommunismus. Der Hitler-Stalin-Pakt, die Verfolgung von Menschen, die nicht der Parteilinie entsprachen, und die Pogrome gegen Jüdinnen und Juden nahmen das Ende des Kommunismus bereits vorweg, 50 Jahre vor dem Ende seiner staatlichen Manifestationen. Dabei beschädigten sie die Idee des Kommunismus so stark, dass die Möglichkeit einer anderen Gesellschaftsform als der des Kapitalismus historisch unmöglich erscheint.
Wer vom Kommunismus redet darf vom Stalinismus nicht schweigen. Die Kritik am Stalinismus wollen wir nicht Konservativen und Antikommunist*innen überlassen. Sie ist gerade für Kommunist*innen die dringlichste Aufgabe. Denn erst wenn die Bedingungen gefunden sind, die diesen falschen Kommunismus hervorgebracht haben, wird anderes Handeln in der Zukunft denkbar. Das Aufzeigen von Fehlern, auch inhärenten, soll dann zeigen, dass es andere Möglichkeiten geben kann.
GEGENWART UND ZUKUNFT
Der zweite Teil der Reihe bringt uns weiter in die Gegenwart. Wir wollen diskutieren, wie wir uns, als Teil einer emanzipatorischen Linken, in einer Gesellschaft einbringen können, für die seit 25 Jahren “das Ende der Geschichte” prognostiziert wurde. Ist die Idee des Kommunismus überhaupt noch zu retten? Wenn ja, ist nicht schon in kleinen Teilen etwas von der Idee des Kommunismus in der eigenen politischen Praxis verwirklicht? Und warum wird auch heute noch anstatt die sexuelle Emanzipation als wichtigen Teil der politischen Arbeit anzuerkennen von einigen Kommunist*innen oft als Nebenwiderspruch abgetan, deren Erfüllung sich im Kommunismus schon von selbst einlösen wird?
- 02.04. Lesung: „Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird“
- 09.04. Stalinistischer Terror und die philostalinistischen Tendenzen in der deutschen Linken
- 16.04. Nationalismus und Antisemitismus in der KPD zur Zeit der Weimarer Republik
- 07.05. Utopie und Propaganda in der DDR
- 14.05. Geschlechterverhältnisse in der Revolution
- 21.05. Sozialismus des 21. Jahrhunderts – die Wiederentdeckung des Marxismus oder linkspopulistischer backlash?
- 04.06. Kommunismus oder Barbarei. Zur Notwendigkeit kommunistischer Kritik
Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch den FSR Phil, den StuRa der TU Dresden, den AStA der EHS und der Linksjugend Dresden.