Am 20. September 2014 gingen zum “Marsch für das Leben” 5000 selbsternannte Lebensschützer*innen in Berlin auf die Straße um gegen Abtreibung, Präimplantationsdiagnostik, Sterbehilfe, Stammzellenforschung und, wie die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit in Zynismus kaum zu überbietender Art meinte, Euthanasie zu demonstrieren. Auch in Annaberg-Buchholz fanden sich zu einer ähnlichen Veranstaltung eine beachtliche Zahl von circa 500 Teilnehmer*innen ein. Diese Zahl ist in diesem Sinne beachtlich, wenn bedacht wird, dass es sich bei Annaberg-Buchholz eben nicht um eine Großstadt sondern um ein 20.000 Einwohner*innen zählendes Seelenörtchen im Erzgebirge handelt. – Doch im „sächsischen Biblebelt“ (Jennifer Stange) ist alles möglich.
Diese frauenfeindlichen und regressiven Veranstaltungen und Manifestationen sowie die Tatsache, dass nicht nur in Berlin zu Gegenprotesten aufgerufen wurde sondern dass auch die Dresdner Gruppe Pro Choice das Treiben in Berlin und Annaberg-Buchholz nicht unbeantwortet ließ, wollen wir zum Anlass nehmen die Veranstaltungsreihe reproduktive Rechte, welche wir bisher nur rudimentär bis gar nicht thematisierten, endlich im Rahmen des Offenen Antifa Treffens zu initiieren. Im November – passend zu den Aktionstagen gegen Sexismus und Homophobie – wollen wir näher beleuchten, was fundamentalistische Christinnen und Christen und andere Konservative als „Lebensschutz“ verstehen und was dies für das körperliche Selbstbestimmungsrecht bedeutet sowie wie es um jenes Recht bestellt ist.
Bei diesem weltweit umkämpften Konflikt von konservativen Positionen und wissenschaftlichem Fortschritt fällt die Positionsbeziehung vermeintlich leicht. Jedoch kann auch dieser Fortschritt in der Wissenschaft gesellschaftlich weitreichende, negative Folgen besitzen, wie bei den pränataldiagnostischen Untersuchungen zu beobachten ist, welche neben ihren vorhandenen Vorteilen ebenso die klare Tendenz aufweisen, dass zunehmend Behinderungen aus der Gesellschaft verdrängt werden.
Eine ganz andere und sehr grausame Form der Einschränkung von reproduktiven Rechten ist die Zwangssterilisation, die längst nicht der Vergangenheit angehört sondern global immer noch da aktuell ist, wo ethnische oder andere Minderheiten unterdrückt werden.
Uns beim OAT soll es diesen Monat um eine feministische Perspektive, die die Augen vor behinderungsfeindlichen Tendenzen nicht verschließt, und die Kritik an der Bevormundung am eigenen Körper durch Staat und Religion gehen.
12.10. Mit Gott gegen Vielfalt? – Jennifer Stange referierte in ihrem vom Kneipen- und Kulturplenum des AZ Conni organisierten Vortrag über christliche Fundamentalist*innen und ihre politische Agenda.
06.11. Recht auf Abtreibung international – Film und Vortrag von Sarah Diehl.
13.11. Der Kampf um den weiblichen Körper – Film und Input von Pro Choice Dresden.
Ebenso diesen Monat: