Vortrag von Ulrike Breitsprecher
Die Utopie einer Gesellschaft freier und gleicher Menschen existiert wohl bereits so lange, wie es Unterdrückung und Ausbeutung gibt. Utopien drücken dabei immer den Wunsch aus, aktiv eine Welt zu schaffen wie die Bestehende eben gerade nicht ist. Mit der Gründung der DDR sollte der Idee vom Kommunismus endlich auch auf deutschem Boden ein Stück näher gekommen werden. Was jedoch in der Anfangsphase der DDR noch als Ansporn und Verheißung gedacht war, verkam sehr schnell zum Mobilisierungsmittel mehr zu arbeiten und weniger zu kritisieren. Spätestens als der Sozialismus vermeintlich real existierte, wurde es um das eigentliche Ziel, den Kommunismus, ruhig und die DDR ein ganz normaler Staat mit Plattenbausiedlungen anstelle der in Aussicht gestellten vollautomatischen Fabriken. Die gesellschaftlichen Widersprüche wurden von der SED nicht mehr reflektiert und eine kritische Intervention um jeden Preis unterdrückt, so dass die Utopie verloren ging. Neben den historischen Ereignissen in der DDR und den Gründen, warum der Verweis auf eine bessere Zukunft zu Propaganda verkam, soll in der Veranstaltung auch diskutiert werden, warum es für eine emanzipatorische Linke wichtig ist, sich mit der Funktion und dem Verlust von Utopien auseinanderzusetzen.
Ulrike Breitsprecher lebt in Leipzig, forscht zur Sozial- und Kulturgeschichte der DDR und war Redaktionsmitglied des 2012 erschienenen Sammelbands „Nie wieder Kommunismus?Zur linken Kritik an Stalinismus und Realsozialismus“ der Gruppe INEX.