Vortrag von Bini Adamczak
Vor 98 Jahren, am 6. Internationalen Frauentag brach die Russische Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren. Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in der Pfanne. Ein sowjetisches Gericht erklärte die Ehe zwischen einer Cisfrau und einem Transmann für rechtens mit dem simplen Hinweis, sie sei einvernehmlich geschlossen worden. Die Revolution in Russland brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige Schritte zur Auflösung der Familie. Es war – auch – eine queer-feministische Revolution. Und sie war nicht nur ihrer Zeit voraus.
Bini Adamczak lebt in Berlin und hat beispielsweise die Bücher „Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird“ und „Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft“ geschrieben.