16.04. Nationalismus und Antisemitismus in der KPD zur Zeit der Weimarer Republik

Vortrag von Olaf Kistenmacher

1923 ging die Kommunistische Partei Deutschland offen auf ihre politischen Todfeinde zu, um für eine Revolution in Deutschland ein breites Bündnis zu schaffen. Karl Radek, Vertreter der Kommunistischen Internationale, hielt eine Lobrede auf den Faschisten Albert Leo Schlageter. Ruth Fischer, die ein Jahr später Vorsitzende der KPD werden sollte, agitierte vor völkischen Studierenden und versuchte ihr Publikum mit diesem Argument zu gewinnen: »Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß.« Im Lauf der 1920er Jahre entwickelte die KPD noch einen ganz eigenen Vorwurf und behauptete, dass die Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei vom »jüdischen Kapital« abhängig sei. Der Vortrag wird beleuchten, wie diese Form eines Antisemitismus von links mit einem »proletarischen Nationalismus« zusammenhing und auf einem personifzierten Antikapitalismus basierte.

Olaf Kistenmacher, Hamburg, promovierte über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, zur Zeit der Weimarer Republik. Zusammen mit Hans-Joachim Hahn gab er Anfang 2015 den Sammelband Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft. Zur Geschichte der Antisemitismusforschung vor 1944 heraus. Veröffentlichung zum Thema: Klassenkämpfer wider Willen. Die KPD und der Antisemitismus zur Zeit der Weimarer Republik, in: Jungle World 28, 14. Juli 2011.

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